Brot für die Welt

Ohne zusätzliche Finanzmittel bleiben die ärmsten Staaten auf der Strecke

Die Menschen im Globalen Süden dürfen mit den verheerenden Folgen des Klimawandels nicht allein gelassen werden. Zum Beginn der 26. Weltklimakonferenz fordert Brot für die Welt, dass die reichen Staaten ihrer Verantwortung stärker als bisher gerecht werden. ,,Die Anzahl der Extremwetterereignisse nimmt immer weiter zu. Am dramatischsten trifft die Klimakrise die Menschen im Globalen Süden. Dort ist die Existenz von Millionenen bedroht“, sagt Dagmar Pruin, die Präsidentin des evangelischen
Hilfswerks. „Es ist daher an der Zeit, in Glasgow Geschichte zu schreiben und Klimagerechtigkeit für die ärmsten und verletzlichsten Menschen umzusetzen. Die deutsche Bundesregierung sollte beim Klimagipfel zusagen, zusätzliche Finanzmittel für klimabedingte Schäden und Verluste bereitszustellen, um so die ärmsten und verletzlichsten Staaten zu unterstützen.‘‘

Das Jahr 2021 hat einmal mehr verdeutlicht, dass klimabedingte Schäden und Verluste nicht an Landesgrenzen Halt machen. Madagaskar erlebt die schlimmste Dürreperiode seit 30 Jahren, Bangladesch wird von Zyklonen heimgesucht, in Kalifornien brennen die Wälder, und auch in Deutschland leiden Tausende noch immer unter den Folgen der Flutkatastrophe. Besonders schwer trifft es jene Länder, die unter Armut leiden. Nach wissenschaftlichen Schätzungen könnten die ökonomischen Schäden alleine in Entwicklungsländern ab 2030 auf 290 bis 580 Milliarden US-Dollar pro Jahr ansteigen.

Wie groß die Finanzierungslücke noch ist, zeigen die Anfang der Woche von der OECD herausgegebenen Zahlen: Die Industriestaaten haben ihre Zusage, ab 2020 jedes Jahr 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz und Anpassung in verletzlichen Staaten bereit zu stellen, verfehlt und werden sie frühestens ab 2023 einhalten. Deswegen ist es umso wichtiger, Menschen, die bereits jetzt jährlich von klimabedingten Schäden und Verlusten heimgesucht werden, zu unterstützen, indem zusätzliches Geld bereitgestellt wird.

Auch der Warsaw Mechanism for Loss and Damage (WIM), der 2013 auf Initiative der kleinen Inselstaaten und der am wenigsten entwickelten Länder ins Leben gerufen worden war, um Schäden und Verlusten zu begegnen, hat bisher zu keinen erkennbaren Erfolgen geführt. ,,Das Thema klimabedingte Schäden und
Verluste muss deshalb ab sofort regelmäßig auf die Agenda der Vereinten Nationen. Mit der Klimarahmenkonvention gibt es eine gute Grundlage, Maßnahmen in den Ländern des globalen Südens zu bündeln, die am stärksten von den Auswirkungen den Klimawandels betroffen sind‘‘, sagt Annika Rach,
Referentin für internationale Klimapolitik bei Brot für die Welt. „Über den genauen Fahrplan und die Finanzierung zum Ausgleich für Schäden und Verluste sollte in Glasgow verhandelt werden, und ein Ergebnis spätestens bei der COP27 in Afrika vorliegen.“

Das Versprechen der Industrieländer, jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung zu stellen, wird ab Montag auf der COP26 zum Vertrauenstest werden. Die Konferenz kann nur dann ein Erfolg werden, wenn die Finanzierungslücke geschlossen und ein sinnvolles, neues Finanzierungsziel für die Zeit ab 2025
aufgesetzt wird. Rach: „Um die Klimaschutz- und Resilienzziele zu erreichen, muss künftig der Unterstützungsbedarf der ärmeren Länder als Basis zugrunde gelegt werden und nicht die Finanzzusagen der reicheren Länder. Die wohlhabenden Schwellenländer wie Saudi-Arabien und China sollten ab 2025
auch ihren Beitrag dazu leisten.“

Weitere Informationen finden Sie bei Brot für die Welt.