Ökumenisches Netzwerk Klimagerechtigkeit

Mehr Mut zur Suffizienz!

Die Politik fürchtet Suffizienz wie der Teufel das Weihwasser. Kaum ein Thema ruft so viel Widerstand und Ablehnung auf den Plan wie Vorschläge für politische Maßnahmen, die auf eine Einsparung des Konsums zielen. Dabei geht es bei Suffizienzpolitik nicht allein um Verzicht und Begrenzung. Es geht vielmehr darum, dass Suffizienzpolitik ein gutes Leben für alle einfacher machen und kluge Lösungen für ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften fördern würde, die Umwelt und Klima schonen.

Dabei machen die fortschreitende Klima- und Biodiversitätskrise Suffizienz notwendiger denn je, wie nationale und internationale Studien belegen. Entscheidend für das Einhalten der Pariser Klimaziele seien ein gesellschaftlicher Wandel und ein geändertes Konsumverhalten. Dies ist jedoch laut einer neuen Studie der Universität Hamburg bisher nicht ausreichend umgesetzt. Auch die aktuelle Stellungnahme des Akademieprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften hebt hervor, dass die Transformation zur Klimaneutralität nur im Zusammenspiel gesellschaftlicher, technischer und ökonomischer Faktoren gelingen kann. Eine Reduktion des Energie- und Ressourcenverbrauchs spielt dabei eine wesentliche Rolle.  

Angesichts dieser Dringlichkeit erwarten wir von der Politik auf allen Ebenen mehr Offenheit für eine Diskussion darüber, welchen Beitrag Suffizienz und Suffizienzpolitik im Verbund mit Konsistenz und Effizienz für eine nachhaltige Entwicklung und das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele leisten können. Wir nehmen die politischen Bemühungen wahr, den Verbrauch an fossilen Energieträgern und nicht erneuerbaren Ressourcen zu verringern, ermutigen aber dazu, Maßnahmen zur Suffizienz entschieden und systematisch ins Werk zu setzen und clevere Anwendungen zu suchen.

Weniger Autos, weniger Fleisch oder kleinere Wohnflächen: Nicht alle Menschen sind begeistert davon, ihre sozialen Routinen zu ändern und sich zu begrenzen, und verstehen staatliche Vorgaben zum Maßhalten als Verbot und Einschränkung der persönlichen Freiheit. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet kann Suffizienz aber auch ein Mehr an Gesundheit, Lebensqualität und verfügbarer Zeit bedeuten. Gesamtgesellschaftlich führt ein Weniger vom Überfluss zu einem Mehr an sozialer Gerechtigkeit – und ist allemal notwendig.

Immer mehr Menschen sehen diese Notwendigkeit zur Veränderung. Auch im kirchlichen Raum nimmt die Bereitschaft zum Teilen und Begrenzen zu. Nicht nur etliche Projekte, Programme und Initiativen auf lokaler Ebene zeigen das, auch die öffentlichen Positionen und Richtlinien kirchlicher Institutionen sind ein eindeutiger Beweis für den Kulturwandel. Als kirchliche Akteure setzen wir uns dafür ein, diesen Weg fortzusetzen und die gesellschaftliche Akzeptanz für Suffizienz zu erhöhen.

Aus diesem Grund starten wir 2023 eine politische Aktion zur Suffizienz. Weitere Informationen und Materialien finden Sie in Kürze auf dieser Seite.