Ev. Kirche Mitteldeutschland | Bistum Erfurt

„Autofasten. Alltag neu erfahren“

Die Aktion "Autofasten in Thüringen" soll dazu anregen, über das eigene Mobilitätsverhalten nachzudenken und in der Fastenzeit öfter mal das Auto stehen zu lassen und Alternativen auszuprobieren. Gezielte Werbung, spezielle Angebote („Fastentickets“) und Aktionen sollen das Ausprobieren des öffentlichen Personennahverkehrs und von Carsharing sowie den Umstieg auf das Fahrrad erleichtern. Zum Auftakt im Beisein von Susanna Karawanskij, Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, wurden 100 Bäumen für den Autofasten-Wald im Schwarzatal gepflanzt. Zur Aktion „Autofasten Thüringen“ rufen Bus & Bahn Thüringen e. V., der Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT), die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und das Bistum Erfurt gemeinsam mit Thüringer Verkehrsunternehmen und Institutionen aus den Bereichen Mobilität, Umwelt, Tourismus und Wirtschaft sowie der Politik auf.

Ein spezielles Autofasten-Ticket bietet das Busunternehmen MBB Meininger Busbetriebs GmbH im Landkreis Schmalkalden-Meiningen an. Damit kann Busfahren kostengünstig ausprobiert werden. Andere Verkehrsunternehmen werben mit dauerhaft günstigen Angeboten und Mobilitätsberatungen.

„Die Aktion Autofasten ruft uns auf, 40 Tage lang unser Mobilitätsverhalten kritisch zu hinterfragen. Ist jede Autofahrt in unserem Alltag wirklich notwendig? Gäbe es Alternativen wie Bus, Bahn, Fahrrad, zu Fuß oder auch Fahrgemeinschaften? Es ist eine Einladung, Gewohnheiten zu überdenken und Neues auszuprobieren. (Auto-)Fasten ist und bleibt eine sehr persönliche Entscheidung, die auch von den Bedingungen vor Ort abhängt. Das Autofasten fordert daher gerade auch uns in der Politik auf, dafür zu sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger immer öfter auf den eigenen Wagen verzichten und auf ,Öffis‘ umsteigen können. Dafür müssen wir den ÖPNV insbesondere in den ländlichen Räumen ausbauen. Das setzt voraus: Mehr Geld für eine echte Verkehrswende bereitzustellen. Das ist die Aufgabe, an der Politik und Staat arbeiten müssen - nicht nur in der Fastenzeit“, betonte Susanna Karawanskij, Thüringens Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft.

Christian Fuhrmann, Gemeindedezernent der EKM: „Wir Menschen sind darauf angewiesen, dass die Natur uns ernährt, wärmt und erfrischt. Wir sind Teil der Schöpfung. ,Bewahrung der Schöpfung‘ ist keine fromme Floskel, sondern eine Lebensnotwendigkeit und für mich als Christ ein persönlicher Auftrag Gottes. Unsere technischen Errungenschaften sind nur ein Gewinn, wenn es uns gelingt, ihre Nebenwirkungen im Blick zu behalten. Der Aufruf zum Autofasten meint genau das. Ist es ein Verzicht, wenn ich das Umsteigen teste? Auf dem Fahrrad oder im Nahverkehr - einfach mal anders unterwegs sein?! Mit frischer Luft im Gesicht oder einem Buch in der Hand. Bequemer und schneller wird das nicht unbedingt, aber es bringt mich aus dem Trott der Gewohnheit. Keine leichte Übung für Gewohnheitstiere - ich weiß, wovon ich rede. Aber: Lasst es uns versuchen und den ,Alltag neu erfahren‘“.

Ordinariatsrat Dr. Claudio Kullmann, Leiter des Katholischen Büros Erfurt: „Wir sind als Bistum wieder sehr gern bei der Aktion dabei. Papst Franziskus hat uns zuletzt nochmal mit sehr deutlichen Worten ins Stammbuch geschrieben, dass wir endlich anfangen, unsere Lebensweise auf den Prüfstand zu stellen und auch im Kleinen versuchen, unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Klar ist natürlich auch, dass man in einem ländlich geprägten Bundesland wie Thüringen nicht mal so eben auf das Auto verzichten kann. Gerade deshalb ist es so wichtig, sich mit Aktionen wie der heutigen Baumpflanz-Aktion bewusst zu machen, dass man unvermeidbare Emissionen auch kompensieren kann. Dazu gibt es viele Möglichkeiten, auch hier vor Ort“.

Die Aktion Autofasten setzt seit 2011 ein starkes Zeichen für den Klimaschutz. Seit 2023 wird zudem durch die Pflanzung von heimischen und an den Klimawandel angepasster Baumarten aktiv der Waldumbau in Thüringen unterstützt. Bus & Bahn Thüringen, die EKM und das Bistum Erfurt lassen hierzu einen Autofasten-Wald im Schwarzatal wachsen. Für jeden eingesandten Mitmach-Kalender wird ein Baum gepflanzt, zudem kann dafür gespendet werden.

Der 4,7 Hektar große Wald in der Verantwortung der EKM wird vom Forstamt Gehren bewirtschaftet. Der ehemalige Fichtenwald war durch Trockenheit und Borkenkäferbefall nahezu komplett abgestorben. Jetzt entsteht ein artenreicher Laubmischwald, der den Anforderungen an das geänderte Klima gerecht wird. Gepflanzt werden 400 standortgerechte seltene heimische Laubbäume: 200 Vogelkirschen, 165 Spitzahorn und 35 Speierling sowie Kleinpflanzen. Da die drei Arten intensiv blühen und Speierling und Kirsche genießbare Früchte tragen, profitieren Insekten, Bienen und Vogelwelt - ein zusätzlicher Beitrag für die Biodiversität. Gepflanzt wird im Abstand von 4 mal 4 Metern, sodass genug Platz für Naturverjüngung der Mutterbäume (Birken, Ebereschen, Fichten) ist. Zum Schutz vor Rehen und Hasen wird ein Verbiss-Schutz gesetzt.

Die Aktion Autofasten Thüringen ist eine Initiative von Bus & Bahn Thüringen e. V., der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), dem Bistum Erfurt und dem Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT). Mehr als 70 Partner aus den Bereichen Mobilität, Umwelt, Tourismus, Wirtschaft und Politik unterstützen die Aktion – das sind neben den Bus- und Bahnunternehmen unter anderem mehrere Thüringer Landkreise und Städte sowie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC).

Die Aktion im Internet:

www.autofasten-thueringen.de