Zur Gründung des Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit

Bei der Aushandlung des Pariser Klimaabkommens 2016 konnten sich die Staats- und Regierungschefs nicht darauf einigen verbindlich festzuschreiben, dass die globale Erwärmung auf 1,5 °C gegenüber vorindustriellen Niveau begrenzt wird. Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der Vereinten Nationen, auch als Weltklimarat bekannt, kommt in seinem Sonderbericht nun zu dem Ergebnis, dass die globale Erwärmung zwischen 2030 und 2052 die benannten 1,5 °C erreichen wird. Dass sie nicht weiter auf 2,0 °C steigt, hängt vor allem davon ab welche Maßnehmen die Weltgemeinschaft ergreift, dies zu verhindern.

Um das kirchliche Engagement für mehr Klimagerechtigkeit in Politik und Gesellschaft zu stärken, haben Einrichtungen der evangelischen und römisch katholischen Kirche in Deutschland 2018 das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit gegründet. Ziel des Netzwerks ist, die theologische und spirituelle Fundierung des Themenfeldes Klimagerechtigkeit in der Arbeit der Kirchen und die Intensivierung der bundesweiten Zusammenarbeit zwischen kirchlichen Akteurinnen, Umwelt- und Eine Welt Gruppen über die konfessionellen Grenzen hinaus.

Die klimabedingten Risiken für Mensch und Natur sind laut IPCC „bei einer globalen Erwärmung um 1,5 °C höher als heute, aber geringer als bei 2,0 °C“. Zu diesen Risiken gehören je nach Region höhere Durchschnittstemperaturen, Hitzeextreme, Starkniederschläge sowie Düren und Niederschlagsdefizite. Risiken, die in diesem Jahr auch in Deutschland auf erschreckende Weise spürbar waren und es noch immer sind. Möglich, dass sich solche extremen Wettersituationen in diesem Ausmaß erst einmal nicht wiederholen. Doch damit verbunden ist die Gefahr, dass wir uns fälschlicherweise in Sicherheit wähnen und weitermachen wie bisher. Der Bericht stellt auch klar, dass die im Rahmen des Pariser Klimaabkommen von den Staaten eingereichten nationalen Minderungsziele nicht ausreichen, um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Nicht nur der Anpassungsbedarf wäre bei einer Erwärmung um 1,5 °C im Vergleich zu 2,0 °C geringer, auch die Folgen für eine nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung wären geringer. Notwendig wären demnach höhere Anpassungs- und Minderungsinvestitionen, politische Instrumente, mehr technologische Innovationen und Verhaltensänderungen. Es braucht den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energien, einen menschengerechten Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten sowie ein verändertes Konsumverhalten und angepassten Lebensstil. Hier muss und kann Kirche ansetzten, wie es auch in der EKD-Denkschrift heißt: „Die Christen müssen vom Evangelium her überzeugend darlegen und vorleben, dass das Leben sich nicht im Streben nach immer mehr erschöpft. Je mehr ihnen das gelingt, umso mehr werden sie auch verändern in die Gesellschaft hineinwirken“. Das will auch der neue EKD-Text „Geliehen ist der Stern auf dem wir leben – Die Agenda 2030 als Herausforderung für die Kirchen“ und zeigt auf, wo Anknüpfungspunkte an Positionen der weltweiten Ökumene und dem Handeln von Kirche sind.

Für das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit ist es aber ebenso wichtig, dass ehrgeizige Maßnahmen auch unter Gesichtspunkten der Entwicklungszusammenarbeit sinnvoll sind. Papst Franziskus schreibt dazu in Laudato Si‘: „Wir kommen heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein wirklicher ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz verwandelt, der Gerechtigkeit in die Umweltdiskussion aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

27.03.2019