Klimapilgerweg

„Geht doch!“ ist Aufforderung und Ermutigung zum Klimaschutz

Der 5. Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit von Polen nach Glasgow hat Bielefeld erreicht. Präses Annette Kurschus, leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), begleitete die Pilgergruppe auf dem Hermannsweg. Der Teutoburger Wald ist für die Pilger zugleich einer der Schmerzensorte auf ihren Etappen durch Ostwestfalen und Lippe, denn Dürre und Borkenkäfer haben an vielen Stellen tote Bäume hinterlassen.

„Der Klimawandel zeigt auch hier bei uns deutliche Spuren. Dass Sie sich auf den Weg gemacht haben, ist daher mehr als ein symbolisches Zeichen“, begrüßte die Präses die Pilgergruppe. Das Motto „Geht doch!“ sei Aufforderung und Ermutigung zugleich, beim Klimaschutz voran zu gehen. Annette Kurschus, stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ist Schirmherrin des Klimapilgerwegs. Die gemeinsamen Kilometer nutzte sie zum Austausch über die Erfahrungen und Erlebnisse der Pilgerinnen und Pilger. Rosanna Brusadelli aus Zug in der Schweiz, die schon alleine nach Jerusalem gepilgert ist, schätzt die ökumenische Zusammensetzung der Gruppe. „Gerade beim Thema Klimagerechtigkeit ist es wichtig, dass sich die Kirchen gemeinsam auf den Weg machen“, sagte sie.

Das zeigt sich auch am Wegesrand: Elf Ordensgemeinschaften aus dem Erzbistum Paderborn halten parallel zum Pilgerweg durch OWL 25. Gebetstage für Klimagerechtigkeit ab. In der Lippischen Landeskirche war die Gruppe am Wochenende von Vinsebeck (Steinheim) nach Detmold gelaufen, wo Landessuperintendent Dietmar Arends sie mit einer Andacht in der evangelisch-reformierten Kirche Hiddesen weiter auf den Weg nach Oerlinghausen schickte. Die Etappe von Oerlinghausen nach Bielefeld war eigentlich als erholsamer Tag gedacht, doch der Weg zum Klimaschutz ist zuweilen steil und steinig, was ein ungeplanter Umweg am Montagmorgen deutlich machte. Mit mehr als einer Stunde Verspätung kamen die 29 Teilnehmenden schließlich zum Mittagessen im Bielefelder Citykloster an. Am Dienstag geht es weiter nach Marienfeld.

Von Ostwestfalen und Lippe bleibt noch ein weiterer Schmerzensort im Gedächtnis, wie die Pilgerinnen und Pilger berichteten: das 1994 stillgelegte Kernkraftwerk Würgassen in Beverungen im Kreis Höxter, das nicht zurückgebaut wird, sondern als zentrales Eingangslager für das Endlager Konrad genutzt werden soll. Kraft tankten die Teilnehmenden hingegen an den Externsteinen und im Lebensgarten Amelunxen. „Das Besondere am Klimapilgerweg ist, dass es keine rein spirituelle Wanderung ist, sondern dass damit eine Botschaft verbunden ist, dass etwas in Bewegung kommt“, sagte Präses Kurschus. „Wir sind Teil der Erde, Teil der Schöpfung und davon abhängig, dass diese Erde geschützt wird.“ Die Kirchen müssten ihre gesellschaftliche Relevanz nutzen und beim Klimaschutz vorangehen.

Der 5. Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit führt seit dem 14. August vom polnischen Zielona Góra bis ins schottische Glasgow zur dortigen Weltklimakonferenz, wo die Gruppe am 29. Oktober ankommen will. Er wird von evangelischen Landeskirchen, katholischen Bistümern und kirchlichen Hilfswerken getragen. Auch kirchliche Organisationen in Polen, den Niederlanden, England und Schottland unterstützen das überregionale europäische Projekt. Koordiniert wird der 5. Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit durch die Geschäftsstelle im Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen.