COP27: Durchbruch bei Schäden und Verlusten

MISEREOR und Brot für die Welt ziehen eine gemischte Bilanz der Weltklimakonferenz. Die Fortschritte beim Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten werden begrüßt. Gleichzeitig sind die mangelnden Ambitionen bei der Reduzierung von Treibhausgasen ernüchternd zu bewerten. Im folgenden die Pressemitteilungen der Hilfswerke:

MISEREOR

Zum Abschluss der COP27 in Ägypten kommentiert Misereor-Klimaexpertin Anika Schroeder die Ergebnisse der Klimaverhandlungen.   

“Der Loss and Damage Fonds ist ein ermutigendes Zeichen, dass die Verursacher der Klimakrise endlich die besonders betroffenen Menschen im Globalen Süden nicht mehr im Regen stehen lassen wollen und zugleich ein politischer Durchbruch. Ob man sich ihrer dramatischen Lage wirklich annehmen wird, werden harte Verhandlungen im Aufbau des Fonds zeigen. Es ist unerlässlich, dass der Fonds mit frischem Geld gefüllt wird und seine Programme besonders vulnerable Gruppen in den Blick nehmen. Es muss sich um Schenkungen handeln statt die bisher maßgeblich auf Krediten begründete und auf wenige größere Länder fokussierte Klimafinanzierung zu wiederholen.   

Ohne ausreichenden Klimaschutz und Anpassung sind künftige Schäden und deren Kosten, wie etwa für den Wiederaufbau und klimainduzierte Migration, auch mit dem besten Finanzinstrumenten nicht bewältigbar.   

Für die besonders Betroffenen der Klimakrise ist es nicht akzeptabel, dass keine weiteren Fortschritte hin zu einem 1,5 Grad kompatiblen Emissionspfad erzielt werden konnten, obwohl ein überwältigender Anteil der Staaten sich zu einer Abkehr von fossilen Rohstoffen bekannt hat. Es ist erschreckend, wie viel Boden die fossile Industrielobby in Scharm El-Scheich gewinnen konnte, deren Aktivitäten nicht nur die Klimakrise anheizen, sondern auch in vielen unserer Partnerländer zu Vertreibungen und Umweltzerstörung führen. Kommende Klimaverhandlungen müssen ihren Auftrag erfüllen können und nicht von fossilen Interessen unterminiert werden. So könnten gute Lösungen für alle wie dezentrale, erneuerbare Energieversorgung wieder über Profitinteressen siegen.“

Brot für die Welt

Nach langem Ringen und einem drohenden Scheitern der Verhandlungen wurde in der Verlängerung der Klimakonferenz in Ägypten die Einrichtung eines Klimafonds beschlossen. Er soll in Zukunft Schäden und Verluste ausgleichen, die im Globalen Süden in Ländern entstehen, die besonders verwundbar durch den Klimawandel sind.

„Das ist eine historische Entscheidung und ein großer Schritt hin zu mehr Klimagerechtigkeit“, sagt Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt. „Die beschlossene Einrichtung eines Klimafonds ist ein Erfolg, aber kein Grund zum Jubeln. Angesichts der fürchterlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die ärmsten Bevölkerungsgruppen ist dies der längst notwendige Schritt von Industriestaaten, ihre Verantwortung anzunehmen. Die Entwicklungsländer haben gemeinsam dafür gekämpft, dass die verwundbaren Staaten Unterstützung bekommen.“
 
Der Beschluss zur Einrichtung eines Klimafonds war auch dank des Engagements der Europäischen Union und besonders der deutschen Delegation möglich. „Staatssekretärin Jennifer Morgan hatte den schweren Auftrag, hier eine Einigung zu erzielen, erfüllt“, sagt Pruin. „Im nächsten Jahr muss zügig geklärt werden, wie der Fonds im Detail umgesetzt werden soll und mit welchen Mitteln er ausgestattet wird. Er darf nicht über Kredite finanziert sein, die zu Lasten der betroffenen Länder wieder zurückgezahlt werden müssen.“

Sehr enttäuschend dagegen fallen die Ergebnisse zum Klimaschutz aus. Zwar wurde in der Abschlusserklärung das Ziel bekräftigt, die Erderwärmung auf 1,5-Grad zu begrenzen, aber man konnte sich nicht auf den weltweiten Ausstieg von Kohle, Gas und Öl einigen.

„Im Jahr 2022 ist es absurd, sich auf einem Klimagipfel nicht zum Ende der Fossilen zu bekennen. Für den internationalen Klimaschutz war es ein verlorenes Jahr, denn man hat nur die Beschlüsse vom Klimagipfel vor einem Jahr in Glasgow wiederholt. Es kam zu keiner Ambitionssteigerung, obwohl die EU sich stark dafür eingesetzt hat“, sagt Sabine Minninger, Klimaexpertin von Brot für die Welt. „Staaten, die weiterhin die Atmosphäre verschmutzen und den Ausstieg aus den Fossilen blockieren, sollten sich dazu verpflichten, dementsprechend auch in den neu beschlossenen Fonds zur Bewältigung von Klimaschäden einzuzahlen. Sie dürfen sich nicht dahinter verstecken, selbst Entwicklungsland zu sein und gar Anspruch zu haben, sich selbst aus dem Fonds zu bedienen!“